Unsere Nase – Miniserie über unsere 5 Sinne (Teil 1)
Wir verwenden unsere fünf Sinne, das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und das Tasten, um Informationen aus unserer Umgebung zu bekommen. In der Aufbereitung dieser Information leistet das Gehirn ganze Arbeit. Und aufgrund der einzigartigen Umbaufähigkeit des Gehirns, auch „Plastizität“ genannt, kann es, wenn bestimmte Bahnen „verschlossen“ sind, andere Wege einschlagen, neue Verbindungen bilden, oder ungenutzte und schwache nutzen. Auf diese Weise unterstützt uns das Gehirn, indem es auf die Umgebung und die Signale, die es von dort erhält, reagiert, und in beinahe jeder Situation das Beste aus unseren Sinnen herausholt.
Das Gehirn formiert sich neu, wenn ein Sinn verloren geht
Wenn bestimmte Signale das Gehirn nicht (mehr) erreichen, erweitern sich die anderen Sinne und sind dann umso stärker repräsentiert. Wahrscheinlich haben Sie schon gehört, dass Menschen ohne Sehkraft dies mit verbesserten Fähigkeiten wie erhöhtem Hör-, Geschmacks-, Tast- und Geruchssinn sowie mit kognitiven Funktionen kompensieren können.
Lassen Sie uns unsere Nase in Ehren halten
In dieser Miniserie beginne ich mit dem Geruchssinn, dem „Aschenputtel unserer Sinne“ (1), der meiner Meinung nach nicht genug geschätzt werden kann. Geruch prägt still und leise unser Leben. Viele von uns nehmen den Geruchssinn als selbstverständlich hin und sind sich vielleicht nicht bewusst, wie untrennbar er mit allem verbunden ist, was wir erleben.
Unser Geruchssinn ist mit unserem Appetit verbunden
Übergewichtige Menschen sind oft weniger empfindlich für Gerüche als dünne Menschen (2) (3). Die gute Nachricht ist, dass wir Diät und Aromatherapie nutzen können, um unseren Geruchssinn wiederzubeleben und Gewicht zu reduzieren. Wir können an einer Frucht schnuppern, z. B. an einer Orange oder einer Ananas, um unerwünschten Heisshunger zu zügeln – und das ganz ohne zusätzliche Kalorien. Dies kann uns dabei helfen, eine Alternative in einem kalorienarmen Fruchtsnack zu finden oder uns an gesündere Essensvorsätze zu erinnern. Alternativ können wir auch einen Lieblingsduft schnuppern, der nichts mit Essen zu tun hat, wie Lavendel, Holz oder saubere Baumwolle, um uns abzulenken oder uns an etwas ganz anderes zu erinnern.
Unser Geruchssinn ist mit der Gesundheit des Gehirns verbunden
Der Verlust des Geruchssinns könnte ein erstes Warnzeichen für eine fortschreitende neurologische Erkrankungen sein, wie Alzheimer oder Parkinson (4) (5).
Unser Geruchssinn kann unsere Lebensdauer beeinflussen
Ein Grund, warum ein schlechter Geruchssinn mit einem früheren Tod in Verbindung gebracht wird, ist, dass wir ohne unsere Nase weniger wahrscheinlich in der Lage sind, Umweltgefahren wie Rauch, verdorbene Lebensmittel und gefährliche Chemikalien zu erkennen. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass wir nicht riechen, wenn wir uns im Tief- oder Traumschlaf befinden. Dies hat Auswirkungen bei Hausbränden und die Notwendigkeit von akustischen Rauchmeldern (6).
Unser Geruchssinn ist der einzige Sinn, der direkt mit dem emotionalen Zentrum unseres Gehirns «verdrahtet» ist
Keiner unserer anderen Sinne ist das. Geruch ruft unsere emotionalsten Erinnerungen hervor, sowohl gute als auch schlechte (7).
Unser Körpergeruch ist so einzigartig wie unsere Fingerabdrücke
Er ist der äussere Repräsentant unserer Gene. Genetisch festgelegte Geruchstypen helfen, Individuen voneinander zu unterscheiden und einen potentiellen Partner auszuwählen. Die Forschung hat gezeigt, dass diese Auswahl zu einem grossen Teil auf dem Geruch basiert (8). Nicht umsonst ist der Geruchssinn einer Frau während der wenigen Tage im Monat, in denen sie fruchtbar ist und ihren Eisprung hat, auf dem Höhepunkt. Aber Achtung: hormonelle Verhütungsmittel und künstliche Duftstoffe können den wahren Duft eines Mannes überdecken. Beides könnte Sinnessignale verbergen oder durcheinanderbringen und Frauen dazu verleiten, sich zu genetisch inkompatiblen Männern hingezogen zu fühlen (9).
Unsere Nase würdigen! Wie?
- Indem wir sie trainieren und damit unser Riechvermögen steigern. Wenn wir aktiv schnuppern, werden Düfte intensiver. Die gute Nachricht ist, dass aktives Schnuppern sogar verlorene Geruchsneuronen wiederherstellen kann.
- Indem wir uns bewusst umsehen, wenn wir etwas riechen und herausfinden, womit es verbunden ist. Je mehr wir über Düfte wissen, desto besser können wir sie riechen.
- Indem wir Aromen nutzen, um unser Leben zu bereichern. Zum Beispiel einen neuen Duft mit auf eine besondere Reise nehmen und dann, wenn wir uns an diese Reise erinnern wollen, schnuppern wir daran!
- Indem was auch immer wir tun, wir uns die Zeit nehmen, innezuhalten und an allem riechen, was uns in den Weg kommt.
Bewusstsein für unsere Sinne zu entwickeln ist ein Weg, uns mehr mit uns selbst zu verbinden und die Türen zu unzähligen Möglichkeiten für gesunde Entscheidungen, Selbsterforschung und positive Veränderungen zu öffnen.
Quellenangaben:
(1) The Cinderella of the Senses: Smell as a Window into Mind and Brain? Ann-Sophie Barwich — Visiting Assistant Professor in the Cognitive Science Program at Indiana University Bloomington
(2) A Decreased Ability to Smell Is Linked to Obesity – by Alan S. Berger, M.D. | Sep 20, 2019 | Obesity
(3) Systematic review of olfactory shifts related to obesity – by Mei Peng, Duncan Coutts, Ting Wang and Yusuf O. Cakmak | Nov 19, 2018
(4) Olfactory Dysfunction as a Global Biomarker for Sniffing out Alzheimer’s Disease: A Meta-Analysis – by Alisha M. Kotecha, Angelo D. C. Corrêa, Kim M. Fisher, and Jo V. Rushworth | 2018
(5) A clinical approach towards smell loss in Parkinson’s disease by Antje Haehner, Thomas Hummel, Heinz Reichmann | 2014
(6) Effects of ageing on smell and taste by J.M. Boyce and G.R. Shone | 2006
(7) Psychology and smell
(8) Evidence that humans prefer genetically dissimilar partners based on scent by Bob Yirka | March 20, 2019
(9) MHC-correlated odour preferences in humans and the use of oral contraceptives by S. Craig Roberts , L. Morris Gosling , Vaughan Carter and Marion Petrie | Aug 12, 2008