Wortwahl und Klimawandel
Sprechen, Schreiben und Lesen spielen eine essenzielle Rolle in unserem täglichen Leben. Überall dort, wo Sprache das Mittel zum Ausdruck und zur Kommunikation ist, hat sie das Potenzial, das Funktionieren einer Gesellschaft zu prägen. Sie repräsentiert unser persönliches, berufliches, politisches Miteinander und ist kulturell bestimmt. Worte und Ausdrucksweisen können wissentlich oder unwissentlich Einfluss darauf nehmen, wie wir und andere die Welt wahrnehmen.
WAS wir sagen ist von Bedeutung
Worte sind mächtig. Auf der einen Seite können sie uns glücklich machen. Sie können uns neugierig machen. Sie können uns aufrichten und uns motivieren, Berge zu versetzen. Sie können magisch sein, heilend, beruhigend. Und auf der anderen Seite können sie uns wütend machen, traurig, sie können verletzen. Sie können zerstörerisch sein. Sie können das Schlimmste in uns hervorrufen.
Worte schaffen Erzählungen, bringen die Wahrheit an die Oberfläche, verbergen Tatsachen. Ein einziges Wort kann uns zusammenbringen oder auseinanderreissen. Worte haben Wirkung, auf uns und auf andere.
WIE wir etwas sagen ist von Bedeutung
Es liegt an uns, wie wir etwas vermitteln. Manchmal kann ein Hauch von Humor, respektvoll und dabei gleichzeitig unbeschwert, helfen, sich dem anderen besser mitzuteilen und eine Situation zu entschärfen. Dann gibt es vielleicht Zeiten, in denen es notwendig ist, schnell und schlagfertig zu sein, Fakten zu liefern und direkt auf den Punkt zu kommen. Wenn wir jedoch nicht vorsichtig sind und mitunter einen zynischen (unpassenden) Unterton wählen, riskieren wir, eine giftige Atmosphäre zu schaffen, die für alle Beteiligten nachteilig ist.
Doch nicht nur Worte, sondern auch die Art und Weise, wie wir andere ansehen, unsere Gestik und Mimik zum Ausdruck bringen, sind im Miteinander von Bedeutung. Egal, was wir tun und was wir sagen, «man kann nicht nicht kommunizieren», wie Paul Watzlawick so trefflich wusste. (1)
WANN wir etwas sagen ist von Bedeutung
In der Hitze eines Streits oder einer Krise verwenden wir oft einen rauen Ton oder einen unangemessenen Ausdruck. Ich nehme an, wir alle tun das von Zeit zu Zeit. Selbst wenn wir später sagen: „Oh, ich habe es nicht so gemeint“ oder „Ich habe nur Spass gemacht“, ist es gesagt und draussen in der Welt. Wenn wir Glück haben, werden wir uns dessen bewusst und haben die Möglichkeit uns zu entschuldigen. Aber manchmal gibt es Situationen, in denen wir vielleicht eine rote Linie überschritten haben, in denen es einfach zu spät ist, etwas zurückzunehmen.
Dazu gehört auch die Fähigkeit zu erkennen, wann Schweigen angebracht ist, besonders in schwierigen und angespannten Situationen. „Schweigen ist Gold“ sagt schon ein altes Sprichwort. Wenn sich unserer Gemüter beruhigt haben, können wir immer noch den Faden wieder aufnehmen. Es ist oft leichter im Nachhinein etwas hinzufügen als etwas zurückzunehmen.
Sorgfältige Wortwahl kann zu Klimawandel führen
Der Versuch, sich in andere hineinzuversetzen, kulturelle Normen zu verstehen und zu respektieren, sich für Vielfalt zu öffnen, Toleranz zu pflegen, ist eine Haltung. Eine Haltung, die wir jeden Tag wählen können, die wir alle lernen und sogar verbessern können. Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist wichtig. Andere, besonders Kinder, ahmen nach, was sie sehen, hören, fühlen und erleben. Wir alle tragen ein wenig dazu bei, wie andere sich verhalten und entwickeln.
Worte sorgfältig zu wählen, ist eine Maxime, von der WIR ALLE profitieren. Sie kann eine positive Kettenreaktion auslösen und ungesunde Muster durchbrechen. Jede neue Gewohnheit erfordert jedoch Übung und Zeit, um effektiv zu werden. Dabei sollten wir nicht allzu streng mit uns selbst sein. Auch wenn unsere alten Gewohnheiten manchmal noch durchscheinen, erinnere ich mich gerne an Marshall B. Rosenberg, der einmal sagte: „Wenn etwas sich lohnt zu tun, dann lohnt es sich auch dann, wenn wir es nicht so gut können.“ (2)
Quellenangaben:
(1) https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
(2) Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens, Jungfermann Verlag (ISBN 978-3-95571-572-4)